Einen kleinen Trachtenknigge gab es bereits in unserem Blogpost vom Frühling zum Auftakt der Trachtensaison.
Gehen wir mal weiter ins Detail. Was muss "Mann" beim Lederhosen Kauf alles beachten?
Fangen wir bei der Länge an...
Kurz, Kniebund oder Lang?
Bequem und momentan sehr angesagt ist sicherlich die Kurze. Diese lässt sich zu fast allen Looks kombinieren. Perfekt im Sommer im Biergarten oder an kälteren Tagen mit Kniestrümpfen. Von der Länge her sollte sie möglichst eine Handbreit über dem Knie enden.
Die Kniebund, auch Knickerbocker genannt, sitzt hingegen nicht richtig eng. Durch den lockeren Sitz kann diese spätestens beim Radl fahren stören ;-) Etwas aus der Mode gekommen, sieht man diese Variante, welche kurz unter dem Knie gebunden wird weniger oft und vermehrt bei Touristen.
Die lange Lederhose sieht aus wie eine normale Hose und wurde vor allem im 19. Jahrhundert getragen. Heute lässt sie sich eher in die Landhausmode einordnen.
Lederhose "Eisbach" aus Hirschleder im CocoVero Pop Up Store
Weste Logan Chilli Pepper Red
Hemd Harvey Tibetan Red
Die Passform:
Wichtig ist, das die Lederhose anfangs sehr eng gekauft wird. Wir können es nur immer wieder betonen. Wenn man schon viel Geld für dieses Lieblingsstück ausgibt, dann sollte man auch möglichst lange Freude daran haben. Die hat man aber gewiss nicht, wenn sich die Lederhose nach einiger Zeit so sehr geweitet hat, dass man sie fast verliert.
Falls der Fall dann doch eingetreten ist, kann man sie ggf. bei einem Sattler enger nähen lassen.
Da das ganze allerdings wieder Kosten mit sich bringt gilt, beim Kauf muss die Lederhose richtig knackig sitzen.
Hinten ermöglicht ein Zwickel (keilförmiger Stoff- oder Lederstreifen, der ins Rückteil eingesetzt wird), die Bundweite der Lederhose etwas zu verringern oder zu erweitern.
Lederhose "Eisbach" aus Hirschleder im CocoVero Pop Up Store
Weste Jaden Nomad Brown
Hemd Harvey Tobacco Brown
Wie stelle ich fest, ob die Lederhose von hochwertiger Qualität ist?
- Das Leder:
Eine traditionelle Trachten-Lederhose wird in der Regel aus sämisch gegerbtem Hirschleder oder einem anderen weichen Leder hergestellt.
Das Rothirschleder, oft aus Australien oder Neuseeland gilt Beispielsweise als eines der hochwertigsten Leder überhaupt.
Bei industriell gefertigten Hosen wird hingegen oft auch Wildbockleder eingesetzt.
Rindsleder wird nur bei industrieller Massenware verwendet.
Traditionelle Lederhosen sind langlebig und erhalten durch regelmäßiges Tragen eine besonders schöne Patina.
Das matte Leder wird mit der Zeit speckig und umgangssprachlich auch als „Krachlederne“ bezeichnet.
Damit die Lederhose noch nach Jahren schön und formbeständig ist, werden besonders beanspruchte Stellen innen mit Besatzleder verstärkt.
- Die sämische Gerbung:
Durch die sämische Gerbung, welche sehr viel Erfahrung des Gerbers verlangt ist das Leder atmungsaktiv und temperaturausgleichend. Das heißt, im Winter warm und im Sommer kühl.
- Die Stickerei:
Eine hochwertige, teure Stickerei unterscheidet sich von der Massenware vor allem dadurch, dass das Leder nicht durchstochen wird. Bei der Handstickerei wird es nur angestochen und die bestickten Felder wölben sich dadurch reliefartig auf.
- Die Säcklernaht:
Ein weiteres Qualitätsmerkmal von aufwändig verarbeiteten und handgearbeiteten Lederhosen ist die Säcklernaht. Dabei werden die Lederkanten nach außen sichtbar zusammengenäht und zusätzlich helle Lederstreifen zwischen die Lederkanten gelegt.
Hosenträger ja oder nein?
Momentan werden die meisten Lederhosen eher ohne "Geschirr" verkauft. Traditionell gesehen trägt man sie allerdings mit. Entweder sind die Hosenträger aus Leder oder aus besticktem Leinen.
In unserem Blogpost über typisch bayerische Hochzeitsbräuche, haben wir euch bereits über das Besticken der Hosenträger berichtet. Das ist natürlich eine besonders schöne und individuelle Variante, die mit Stolz zu tragen ist.
Wenn ihr mehr über das Besticken der Träger wissen möchtet, schreibt uns gerne eine Nachricht und wir helfen euch weiter.
Wer ohnehin nichts mit Hosenträgern anzufangen weiß, sollte diese auch einfach gleich weg lassen und ggf. zu einem hochwertigen Trachtengürtel mit einer großen versilberten Schnalle greifen. Hier gibt es viele passende Prägungen. Vom bayerischen Wappen bis hin zum wilden Truthahn. Ihr könnt die Schnalle natürlich auch individuell mit euren Initialen versehen lassen.
Auch die Messertasche an der rechten Seite des Oberschenkels kann mit Initialen bestickt werden. Eine sehr beliebte Variante um sein Schmuckstück persönlich zu kennzeichnen. Aber Achtung, auf der Wiesn solltet ihr euch nicht wirklich ein Messer in die Tasche stecken. Dieses wird euch höchstwahrscheinlich ziemlich schnell abgenommen werden. Also lasst es in dem Fall besser daheim. Wir empfehlen euch daher besser eine schöne Schnupftabakdose aus Hirschhorn oder einen Flaschenöffner ebenfalls mit einem Griff aus Hirschhorn.
Ob ihr nun eine Lederhose mit Knöpfen oder eine zum Schnüren wählt ist Geschmacksache. Es gibt z.B. Hornknöpfe aus Hirsch oder Büffel oder Bänder aus Leder oder farbigen Stoff.
Wie pflege ich meine Lederhose?
Erst nach einiger Zeit bekommt die Lederhose ihre schöne und individuelle Patina. Der speckige Glanz verleiht der Hose Charakter und ist gewünscht, so zu sagen ein Schönheitsmerkmal. Die Fettflecken ziehen mit der Zeit in das Leder ein und machen sie weich und geschmeidig.
Kommen trotzdem einmal ungewollte oder undefinierbare Flecken wie Senf, Matsch und Co. auf die Hose, können diese mit viel Fingerspitzengefühl entfernt werden.
Falls es sich also wirklich nicht vermeiden lässt, helfen dir folgende Tips, deine Lederhose schonend und ganz vorsichtig selbst zu säubern:
- Zu viel Wasser, oder auch zu warmes Wasser machen das Leder steif.
- Auf keinen Fall solltet ihr diverse Reinigung- oder Fleckenmittel verwenden.
- Es empfiehlt sich ein Lederradiergummi oder eine Lederbürste mit Gummiborsten, damit die Oberfläche der Lederhose nicht zu stark angegriffen wird.
- Am Besten testet ihr auch ein Lederspezialwaschmittel erstmal auf einer nicht sichtbaren Stelle an.
- Mit einem weichen Schwamm und Kernseife kann der Fleck ebenfalls entfernt werden. Etwas eingemengte Schmierseife hilft, dass das Leder seinen Fettgehalt behält. Auch hier ist wieder darauf zu achten, kein warmes Wasser zu benutzen.
- Gegen Zigarettenmief und jeglichen Muff hilft gutes und vor allem langes Auslüften. Achte aber darauf, die Lederhose nicht in feuchten Räumen oder einer feuchten Umgebung auszulüften.
Am wohlsten fühlt sich dein Lieblingsstück liegend bei normaler Raumtemperatur. Durch Aufhängen kann sich nämlich die Form verziehen und Feuchtigkeit bringt Schimmel!
Zum trocknen hängt man die Lederhose also bloß nicht auf, sondern legt sie flach an einem trockenen Ort. Auf ein Handtuch gelegt, dauert der Trocknungsprozess mehrere Tage, wobei die Lederhose immer mal wieder umgedreht werden sollte.